Madden NFL 19 im Test: Tolles Gameplay, peinlicher Story-Modus (2024)

American Football ist und bleibt Sport Nummer Eins im Land des orangenen Präsidenten, doch auch in Europa erfreut sich das athletische Treiben rund um das Schweinsleder-Ei immer größerer Beliebtheit. Dies scheint sich auch auf die Verkäufe der Madden-Reihe auszuwirken, denn nach einer gefühlt ewigen Abwesenheit erscheint der neueste Teil der mittlerweile 30 Jahre alten Serie auch endlich wieder für den PC. Spielerisch bekommen sowohl PC-Zocker als auch Konsoleros eine tolle Football-Sim geboten, die im Vergleich zum letztjährigen Vorgänger ein paar kleine, aber feine Verbesserungen aufweist. Die Fortsetzung des in Madden NFL 18 gestarteten Story-Modus "Longshot" sorgte hingegen für einige Lachanfälle und Facepalms.

Madden NFL 19 im Test: Mehr Taktik, besseres Gameplay

Das grundsätzliche Spielprinzip hat sich seit der Vorjahresversion natürlich nicht geändert. Noch immer entscheidet ihr euch zwischen einem spektakulären Arcade-Spielgefühl oder Simulations-Gameplay, wählt eure Spielzüge aus dem jeweiligen Playbook der Teams und versucht damit, entweder das Ei in die gegnerische Endzone zu bringen oder die Offensive der Kontrahenten eben daran zu hindern. Während echte Football-Cracks ihre Spielzüge frei wählen, dürfen Anfänger auf Strategien und Community-Empfehlungen zurückgreifen. Für letztere gibt es natürlich auch einige Tutorials, die den Einstieg erleichtern.

Quelle: PC GamesHabt ihr einen Spielzug ausgewählt, dürft ihr euch vor der Ausführung auch auf dem Feld die Laufwege anzeigen lassen.Wer den Vorgänger gespielt hat, wird dennoch schnell einige kleine Verbesserungen ausmachen, die den Spielablauf realistischer abbilden. Die Defense der KI hat nämlich dazugelernt und reagiert cleverer auf eure Taktik. Eure Anspielstationen werden enger gedeckt und die Korridore für das Laufspiel sind ebenfalls etwas schmaler geworden. Wollt ihr den Ball mit dem Quarterback zu einem eurer Receiver passen, kommt es nun noch mehr darauf an, Laufwege und Deckung richtig zu lesen sowie den richtigen Wurf (normal, Bullet, Lob) zu wählen. Allerdings wirken die Tackles nun noch heftiger, was oftmals dazu führt, dass eure Receiver den eigentlich gefangenen Ball wieder loslassen. Zudem setzt euch die Defense öfter unter Druck, sodass ihr als Spielmacher auch schon mal flüchten oder selbst laufen müsst. Da trifft es sich gut, dass sich die Läufe mit dem QB nun besser steuern als noch im letzten Jahr.

Doch auch die Runs im Allgemeinen wurden verbessert. Die Running Backs oder Receiver steuern sich nicht mehr ganz so leichtgängig, man hat ein besseres Gefühl für deren Gewicht und Bewegungen. Die Defense fällt zwar nicht mehr ganz so oft auf die mit dem rechten Analogstick ausführbaren Jukes (Ausweichmanöver) herein, doch ihr könnt eure Läufe nun besser abwägen und per Druck auf die L2/LT sogar eine Vollbremsung ausführen, um die heransprintenden Gegner ins Leere laufen zu lassen. Besonders gut gefiel uns auch, dass sich die KI nicht mehr so schnell von Trickspielzügen überlisten lässt. Viele Play-Action-Spielzüge enden nun mit einem gesackten Quarterback. Umso schöner ist es, wenn man die Aufstellung der Defense richtig liest und sie dann doch mit einem angetäuschten Lauf überrumpelt. Wer den Ball in die Endzone bringt, darf nun übrigens auch selbst jubeln. Je nachdem in welche Richtung ihr den rechten Stick drückt, feiert ihr mit dem Team, tanzt oder spiket den Ball.
Quelle: PC GamesMit dem rechten Analogstick dürft ihr nun auch frei jubeln. Gronks ikonischer Spike ist natürlich auch dabei.

Madden NFL 19 im Test: Peinlicher Story-Modus

Die Spielmodi sind größtenteils gleich geblieben. So spielt ihr Einzelpartien, vertreibt euch die Zeit im Ultimate-Team-Modus, wählt den Franchise-Karrieremodus, in dem ihr die Kontrolle über ein Team übernehmt und sogar auswählen dürft, ob ihr die Partien komplett austragt, nur die Offense, nur die Defense oder nur die wichtigen Spielzüge selbst übernehmt. In diesem Modus dürft ihr zudem eine eigene Draft-Klasse erstellen oder die von der Community kreierten herunterladen und ins Spiel einbinden.

Quelle: PC GamesBei Laufspielzügen oder nach einem Catch fühlen sich die Bewegungen der Spieler nun weitaus nachvollziehbarer an.Ultimate Team hingegen ist ein wenig einsteigerfreundlicher geworden und bietet nun bestimmte Solo-Challenges. Neben den bereits genannten Modi hat es zudem auch wieder der Story-Modus "Longshot" ins Spiel geschafft, der an die Geschehnisse des letzten Jahres anknüpft und die Geschichte des Quarterbacks Devin Wade sowie seines besten Kumpels und Wide Receivers Colt Cruise weitererzählt. Während Longshot im letzten Jahr zwar leicht kitschig, aber auch echt unterhaltsam war und mit sympathischen Charakteren sowie einigen coolen Ideen und Gaststars punktete, schwankt die Fortsetzung leider die ganze Zeit zwischen lächerlich und peinlich.

Quelle: PC GamesNach dem tollen Auftakt enttäuscht Longshot diesmal mit zu wenig Gameplay und einer ekelhaft schmalzigen Story.Devin versucht in der NFL durchzustarten, Colt hingegen verschlägt es wieder in ihre Heimatstadt, auf beide wartet jedoch ganz großes Drama, denn sie selbst und vor allem jede andere Figur, die sie treffen, haben eine super aufgesetzte tragische Geschichte. Wir jedenfalls fragten uns zwischen den ganzen Krankheiten und traurigen Familiengeschichten irgendwann, ob wir in einer schlechten Soap gelandet sind. Hinzu kommt noch, dass der Modus auch spielerisch nicht überzeugt. Bis auf eine Szene kurz vor Schluss dürft ihr keinerlei Entscheidungen mehr treffen und solltet ihr tatsächlich mal Football spielen dürfen statt nur Cutscenes anzugucken, nerven schlecht vorgegebene, unpassende Spielzüge, die man selbst per Audible ändern muss. Das dürfte Einsteiger überfordern.

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